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Back in Las Vegas

Verspekuliert − Am Mittwoch, 4. Januar 2006 machen wir uns zu fünft (Barbara, Bettina, Blanca, Markus und Lulu) auf nach Las Vegas. 290 Meilen trennen die Spielerstadt von Phoenix. Wir legen die Strecke praktisch ohne Unterbruch zurück. Einzig an einer Tankstelle mit integriertem Subway-Lokal und beim Hoover Dam legen wir einen kurzen Zwischenhalt ein.

Der Hoover Damm staut den Colorado zum Lake Mead auf. Er gehört mit einer Höhe von 221 m zu den höchsten seiner Art. Die für den Bau verwendete Betonmenge würde reichen, um eine zweispurige Strasse von San Francisco nach New York zu legen. Der hier produzierte Strom versorgt grosse Teile von Südkalifornien, Arizona und Nevada nicht jedoch Las Vegas selber. Dessen Bürgermeister hat sich damals, als die Rechte für den Ankauf von Strom verhandelt wurden, total verschätzt. In der Annahme Las Vegas werde nie über 5000 Einwohner hinauswachsen, reservierte er nur eine entsprechend kleine Menge Strom für seinen Ort. Seither bezieht Las Vegas seinen Strom von teuren und umweltbelastenden Kohlekraftwerken und von der Nevada Power Company, die den Strom teils selber produziert oder bei verschiedenen Lieferanten einkauft. Im Jahre 2017 werden die Energierechte des Hoover Dam neu verhandelt. Diesmal will Las Vegas sicher mehr für sich herausholen. Dazu muss es im Kampf um den billigen Strom jedoch gegen Städte wie Los Angeles antreten.

 

Unterschiedliche Ansprüche − Wir erreichen Las Vegas und fahren zur Jugendherberge, wo wir ein Zimmer gebucht haben. Bevor wir einchecken, dürfen wir einen Blick ins Zimmer werfen. Mit Ausnahme von Blanca sind wir alle zufrieden. Der Raum wirkt zwar etwas nüchtern, aber er ist sauber und verfügt über ein eigenes Bad. Blanca ist jedoch der Meinung, dass man sich in Las Vegas etwas Spezielleres gönnen sollte. Ihre Stimmung ist schon auf dem Tiefpunkt, als es beim Ausfüllen der Formalitäten zusätzliche Probleme mit Ihrem Ausweis gibt. Es folgt ein heftiger Wortwechsel zwischen ihr und dem Receptionist, der damit endet, dass wir kurzerhand auf die Strasse gestellt werden. Anstatt uns im gebuchten Zimmer einzurichten, müssen wir uns nun auf die Suche nach einer neuen Bleibe machen. Da am Wochenende ein grosser Elektronikkongress stattfindet, ist dieses Unterfangen recht schwierig. Die einzigen freien Zimmer übersteigen unser Budget bei Weitem. Schliesslich kommen wir in der ersten Nacht im Stardust unter. In der zweiten Nacht sind die Zimmer dort schon alle ausgebucht. Wir werden darum ins Treasure Island umziehen, wo Blanca in Eigenregie ein für unsere Vorstellungen viel zu teures Zimmer gebucht hat. Die unterschiedlichen Interessen und Meinungen bringen viel Missstimmung in unsere Fünfergruppe. Dennoch beschliessen wir den ersten Abend gemeinsam anzugehen. Wir erkunden verschiedene Hotels/Casinos und lassen uns zum Nachtessen im Caesar’s Palace nieder. Während Barbara, Blanca und Lulu etwas aus der Karte bestellen, entscheiden sich Bettina und Markus für das Buffet. Die beiden nehmen sich Zeit, sich durch die schier unerschöpfliche Palette an Vor-, Haupt- und Nachspeisen zu arbeiten. Blanca kann ihre Ungeduld nicht verbergen. Wie in den USA üblich gehört für sie Gemütlichkeit und Essen nicht zusammen. Hier geht man ins Restaurant, isst und verschwindet wieder. Es kann auch passieren, dass man die Rechnung bereits auf dem Tisch hat, bevor man den letzten Bissen runtergeschluckt hat. Ein eindeutiges Zeichen zu zahlen und den Platz frei zu machen. Blancas Geduld ist endgültig am Ende, als wir nach dem Essen beim Gang durch die Casinos jeweils mehrere Minuten hinter den Spieltischen stehen bleiben und das Geschehen beobachten. Sie setzt ihren Weg alleine fort und geniesst Las Vegas lieber bei Musik, Tanz und einem Drink.

 

Der Rubel rollt − Da Las Vegas tagsüber nur halb so interessant ist wie bei Nacht, ist am nächsten Tag Shopping angesagt. Rund um Las Vegas gibt es mehrere Outlet Center. Hier bekommt man Markenartikel zu reduzierten Preisen. Lulu ersteht sich ein paar Heelys. Das sind Turnschuhe, die unter der Ferse ein kleines Rad eingebaut haben. Mit der richtigen Technik und etwas Gleichgewichtssinn kann man darauf flott durch die Gegend rollen. Leider beherrscht Lulu eben diese Technik bis heute nicht und dabei hat es bei Blanca’s Sohn Jefferson doch so kinderleicht ausgesehen...

Nach dem Einkaufsbummel ziehen wir ins Treasure Island um. Das Zimmer ist riesig und beinhaltet zwei Badezimmer. Die Aussicht wird dem Preis jedoch nicht gerecht. Hatten wir gestern noch freie Sicht auf den Stratosphere Tower und das Circus Circus, bleibt der Blick heute an einem trostlosen Vordach hängen. Nun, viel Zeit verbringt man in Las Vegas sowieso nicht im Hotelzimmer. Da Blanca keine Lust hat uns noch einmal beim langwierigen Essen zuzuschauen, geht sie getrennt von uns auf die Piste. Wir finden’s schade und spüren das schlechte Gewissen. Immerhin ist sie in Scottsdale unsere Gastgeberin und auch hier in Las Vegas hat sie die Kosten für die zweite Nacht alleine übernommen.

  

Cool − Nichtsdestotrotz geniessen wir den Abend. Im Treasure Island essen wir uns gemütlich durchs Buffet und im Venetian schlendern wir dem Canal Grande entlang, auf dem natürlich stilgerechte Gondeln verkehren. Immer wieder bleiben wir in den Casinos an den Tischen mit den hohen Einsätzen stehen und sehen fasziniert dem Geschehen zu. Da werden mehrere hundert Dollar aufs Mal gesetzt und meist auch verloren. Den meisten Spielern ist dabei keine Regung anzusehen... Sie wahren ihr «Poker Face».

Wir versuchen unser Glück an den gewöhnlichen Spielautomaten. Doch der Jackpot ist heute nicht zu knacken. Trotzdem war Las Vegas die erneute Reise wert (s. auch Bericht Las Vegas vom November 2005). Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.